Von Leitschafen und anderen Menschen

„Der Narzissmus liegt allen schweren psychischen Erkrankungen zugrunde.“ Erich Fromm-Die Kraft der Liebe

Ich möchte eine Geschichte erzählen. Wahrscheinlich ist sie voller Lügen. Aber gelogen ist sie nicht. Es steckt Wahrheit in ihr, vielleicht sogar eine ganze Menge. Okay, ich war nicht dabei, aber ist das wirklich so wichtig?

Die Geschichte ging wohl so. In St.Anton im österreichischen Vorarlberg lief eine Schafherde direkt in ein Sportgeschäft. Ca 70-80 Schafe bedrängten die anwesenden Kunden und Angestellten. Einiges Chaos entstand und wohl auch so etwas wie eine Geruchs- Lärm-  und Schmutzbelästigung, was leicht nachzuvollziehen ist. Die Umstehenden waren amüsiert, der Ladenbesitzer dagegen nur mäßig erfreut. Was war passiert?

Es lag wohl am Leitschaf. Das Leitschaf, das möchte ich noch einflechten, folgt als erstes Tier dem Hirten. Der Hirte hat es schon als Lamm an sich gewöhnt und auch etwas verwöhnt. Es genießt durch die herausgehobene Beziehung gewisse Privilegien. So folgt es dem Hirten blind.  Als ‚das  Leitschaf ‚ geht es der Herde voraus und alle anderen Schafe folgen ihm nach.

Ob das dumm ist?  Ich weiß es nicht, das ist ein sehr menschlicher Blick. Man könnte nun sagen, nun ja, Menschen sind schließlich ursprünglich auch Tiere und eigentlich immer noch Herdenwesen. Oder umgekehrt. Wie auch immer.

Das Leitschaf lief also an der verspiegelten Eingangstür des Sportladens vorbei…

Moment, das ist öde, hör ich die geneigten Leser raunen.

Richtig, das Leitschaf braucht natürlich einen Namen. Nennen wir es Karl-Theodor. Karl-Theodor ist eine imposante Erscheinung: 80 Kilo schwer und ein sehr dickes Fell. Es ist sich seiner hervorgehobenen Stellung sehr bewußt.

Karl-Theodor lief also an der verspiegelten Eingangstür des Ladens vorbei und erblickte sich selbst darin. Was er sah, gefiel ihm. Er blieb stehen, die automatische Tür öffnete sich und gab den Blick frei auf eine noch größere Spiegelfront im hinteren Bereich des Verkaufsraumes. Ich weiß nicht was Karl-Theodor in diesem Moment empfand und ich weiß auch nicht, ob er sich selbst im Spiegel erkennen konnte, aber ich kann es mir vorstellen. Er war zunächst irritiert. Da war ein Schaf, so prächtig wie nur er selbst.

Im nächsten Augenblick war dieses Schaf schon etliche Meter weiter entfernt. Wie konnte das sein? Dieses Schaf ging ihm voraus, ihm dem Leitschaf! Kein Hirte war da, an dem er sich orientieren konnte.  Er stand nun immer noch ganz vorne und hinter ihm seine Herde, aber  vor ihm war nun dieses andere Schaf. Seine Selbstgewißheit schmolz dahin wie Schnee in einem Hochofen. Das musste ein mächtiges Schaf sein. Ihm wurde klar, dass er fortan nicht mehr das Leitschaf sein konnte. Und wenn das so war, dann musste er dem neuen Leitschaf folgen. Und er tat es und mit ihm,wie immer, der Rest der Herde.

Schafe

Erst das beherzte Eingreifen des Hirten, der Karl-Theodor an den Hörnern wieder aus dem Laden zog, gab ihm seine Gewißheit und Stellung wieder zurück.

Was das bedeuten soll?

Ich weiß es auch nicht; nur so viel:

Ein kurze Geschichte der CDU/CSU/SPD/GRÜNEN würde ich auch so erzählen. Die Frage ist nur wer ist der Hirte?

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